Unruhen in Usbekistan

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Schwere Unruhen herrschen der Zeit in Andischan/Usbekistan. Aufständische liefern sich Gefechte mit dem Militär. Das Militär hat gestern wahllos in die Menge von Demonstranten geschossen. Der Präsident Karimow sagt selbst aus, dass er keinen Schiessbefehl erteilt habe. Von 200 Toten ist die Rede. Viele Usbeken sind auf der Flucht nach Kirgisien.

Usbekistan ist Präsidialrepublik. An der Macht ist die Volksdemokratische Partei (ehemalige Kommunistische Partei). Das Regime verhielt sich in den vergangenen Jahren repressiv gegen die Opposition. Von Menschenrechtsorganisationen wird Usbekistan als Diktatur gesehen.

ein paar Daten
 

Eskapismus

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Eigentlich war ich bisher Befürworter von Revolutionen in autoritär regierten Ländern. Die Pseudo-Revolution in Kirgisien hat mich aber nachdenklich gemacht und die erneuten Unruhen in Andijan betrachte ich als sehr gefährlich, da sie von den radikalen Islamisten ausgehen, die sich die schlechten Verhältnisse im Lande zunutze machen um ihre Ziele zu erreichen. Die Bevölkerung, die sich durch einen moderaten Islamismus auszeichnet wird so radikalisiert. Weiter ist es ein herber Rückschlag für die Tourismusindustrie, die in letzter Zeit endlich vorwärts gemacht hat und ein riesiges wirtschaftliches Potential für das Land bietet.

Offtopic aber trotzdem interessant: Amerika hat vor dem 11. September 01 Usbekistan Menschenrechtsverletzungen in übelstem Masse vorgeworfen. Nach dem 11. September aber wurde Karimov in Washington empfangen und mit Geschenken überhäuft weil Bush Karimov als Alliierten im Kampf gegen den Terror benutzt. Angeblich hat sich sogar die Tochter von Karimov mit den Bushtöchtern angefreundet.

Nun werden sogar noch Gefangene aus Guantanamo in Usbekistan "in Pflege" gegeben, da Usbekistan über die nötigen Kenntnisse im Umgang mit Gefangenen verfügt.
 

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Eskapismus schrieb:
Eigentlich war ich bisher Befürworter von Revolutionen in autoritär regierten Ländern. Die Pseudo-Revolution in Kirgisien hat mich aber nachdenklich gemacht und die erneuten Unruhen in Andijan betrachte ich als sehr gefährlich, da sie von den radikalen Islamisten ausgehen, die sich die schlechten Verhältnisse im Lande zunutze machen um ihre Ziele zu erreichen. Die Bevölkerung, die sich durch einen moderaten Islamismus auszeichnet wird so radikalisiert. Weiter ist es ein herber Rückschlag für die Tourismusindustrie, die in letzter Zeit endlich vorwärts gemacht hat und ein riesiges wirtschaftliches Potential für das Land bietet.
Ein merkwürdiger Domino-Effekt. In Kirgisien haben anscheinend an der Revolution die 'Moderaten' mit den 'Extremisten' konkurriert. In Usbekistan sind es also nur die Radikalen, die diese Aufstände herbeiführen?

Offtopic aber trotzdem interessant: Amerika hat vor dem 11. September 01 Usbekistan Menschenrechtsverletzungen in übelstem Masse vorgeworfen. Nach dem 11. September aber wurde Karimov in Washington empfangen und mit Geschenken überhäuft weil Bush Karimov als Alliierten im Kampf gegen den Terror benutzt. Angeblich hat sich sogar die Tochter von Karimov mit den Bushtöchtern angefreundet.
Delikat. So sieht kein glaubwürdiger Kampf für Freiheit und Demokratie auf. Ein weiterer skuriler Partner für den Kampf gegen den Terrorismus ist Turkmenistan. Und in ihm ist nicht ein geringster Hauch von Ansatz für Demokratie.

Nun werden sogar noch Gefangene aus Guantanamo in Usbekistan "in Pflege" gegeben, da Usbekistan über die nötigen Kenntnisse im Umgang mit Gefangenen verfügt.
Hast du dafür eine Quelle?
 

Eskapismus

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Ein weiterer skuriler Partner für den Kampf gegen den Terrorismus ist Turkmenistan. Und in ihm ist nicht ein geringster Hauch von Ansatz für Demokratie.

Davon hab ich bisher noch nichts gehört.... hast du irgendwelche guten Infos dazu? Irgendwie war Niyazov aka. Turkmenbashi bei der 60 Jahre Kriegsende Feier ständig irgendwo in der vordersten Reihe neben Putin zu sehen, hat mich irgendwie irritiert. Wer lässt sich schon gerne mit einem psychisch gestörten Diktator blicken?

Hast du dafür eine Quelle?
Stand in der Newyork Times vom 1. May. Hab noch eine Ausgabe vor mir liegen. Der Artikelauf der Times Website ist allerdings Kostenpflichtig.

Einerseits wird über den ehemaligen britischen Botschafter berichtet, der dem Aussenministerium ein Memo geschrieben hat, in welchem er die CIA beschuldigt "violating the United Nations Prohibition aganst Torture". Andererseits wird über Logbücher von zwei Flugzeugen berichtet, die zwischen 2002 und 2003 mehrmals in Tashkent gelandet sind, unteranderem war der Abflugsort der Irak. Diese zwei Maschinen wurden bereits in anderen bestätigten Fällen von der CIA für den Gefangenentransport benutzt.

Zudem kommen noch die Aussagen von ehemaligen Häftlingen, die behaupten sie seien in Usbekistan brutal gefoltert worden.

Was machen eigentlich die 300 Bundeswehrsoldaten in Usbekistan?
 

type_o_negative

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... UND WIEDER LÜGEN DIE MEDIEN ...

Für mich stellt sich garnicht die Frage nach der "autoritären Regierung", sondern eher danach, was es in Uzbekistan zu holen gibt? Was hat Uzbekistan zu bieten? Mit welchen Krediten kann man das Land nach der Revolution kontrolieren? "Nach Augenzeugenberichten schoßen Soldaten wahllos auf Menschen..." -NTV... Wieder mal Lügenpropaganda? Kennen wir doch alles.

Ich glaube an keine "Revoltionen gegen autoritäre Regierungen".... Was will die CIA den jetzt schon wieder erreichen?

Und wann kommt die Revolution gegen die autoritäre Regierung der USA?

Pro - Pa - Gan - Da ?


Was machen eigentlich die 300 Bundeswehrsoldaten in Usbekistan?
Mit ihrem Leben spielen?
 

Eskapismus

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type_o_negative schrieb:
... UND WIEDER LÜGEN DIE MEDIEN ...

Du bist bestimmt auch der Meinung, dass die Revolution in Kirgisien von den Amis angestiftet worden ist.

In Usbekistan gibt es nichts zu holen. Das Land ist/war bereits unter amerikanischer Kontrolle.

type_o_negative schrieb:
"Nach Augenzeugenberichten schoßen Soldaten wahllos auf Menschen..." -NTV... Wieder mal Lügenpropaganda? Kennen wir doch alles.
Sag mal wie kommst du darauf so ohne weiteres solche Behauptungen aufzustellen?

type_o_negative schrieb:
Ich glaube an keine "Revoltionen gegen autoritäre Regierungen".... Was will die CIA den jetzt schon wieder erreichen?

Hast du überhaupt meine Posts von vorher gelesen? Wie passen denn die zu deinen Behauptungen? Ich hab die Region im letzten Sommer besucht (war auch in Andijan), habe mich mit der politischen Lage und der Geschichte befasst und behaupte nun mal so ganz frech, dass ich mehr Ahnung habe worum es geht als du.

Bei den Kravallen entflohen 2000 Gefangene aus dem Gefängnis. Ich glaube nicht, dass es im Interesse der Amis ist nach Kirgisien nun noch ein zweites Land, welches sie für ihren Kampf gegen den Terror benutzen (und mit über 500 mio. Dollar für Grenzschutz und Sicherheit beschenkt haben) im Chaos versinken zu sehen. Insbesondere wenn die Aufständischen radikale Islamisten sind. Aber warscheinlich glaubst du ja eh nichts weil das schliesslich so in den Medien steht.
 

Balder

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Wenn ich mich nicht irre ist doch Usbekistan mit reichlich öl gesegnet oder?
Die Usbeken sind doch die neuen Ölscheich in zentral Asien oder verwechsel ich da was?

Na ja wenn das so ist braucht man sich nicht wundern das die USA dort mitmischen!
 

type_o_negative

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Eskapismus schrieb:
Aber warscheinlich glaubst du ja eh nichts weil das schliesslich so in den Medien steht.


Nur weil du etwas sagst, muss es nicht stimmen. Nur weil ARD, ZDF und NTV es sagen, muss es nicht stimmen. Ich glaube nichts, was für mich manipulativ klingt! Und "Soldaten schießen wahllos auf unschuldige Menschen" ist nunmal manipulativ! Und erinnerst du dich an den Jugoslawienkrieg? An die Geschichten von KZ's und Massenmorden? War auch alles erlogen. Was ist mit den Bomben im Irak. Auch erlogen.

Für micht klingt zwar alles was du sagst logisch und nachvollziehbar, aber ich glaube den Medien trotzdem nicht.


Ironie? http://img73.echo.cx/img73/4756/hm4uc.jpg
 

Eskapismus

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Balder schrieb:
Wenn ich mich nicht irre ist doch Usbekistan mit reichlich öl gesegnet oder?

Du irrst dich. Es gibt nur ein wenig Erdgas, Petroleum und Gold. Ausserdem ist Usbekistan der zweitkgrösste Baumwoll Hersteller
Erdöl gibt es keines.

Balder schrieb:
Die Usbeken sind doch die neuen Ölscheich in zentral Asien oder verwechsel ich da was?
Du meinst wohl Kasachstan

Balder schrieb:
Na ja wenn das so ist braucht man sich nicht wundern das die USA dort mitmischen!

Nein es ist nicht so und ja ich wäre verwundert wenn die Amis hinter den Unruhen stehen würden.
 

Eskapismus

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Hmmm.... im Spiegel steht jetzt etwas anderes:

Der seit 15 Jahren mit autoritären Methoden regierende Karimow gab der Islamistenbewegung Akryma die Schuld an dem Blutbad. Die Rebellen hätten die Freilassung von religiösen Anführern aus Gefängnissen in anderen Regionen des Landes gefordert. "Wir konnten darauf nicht eingehen, sonst hätten wir morgen Dutzende ähnlicher Konflikte", betonte Karimow. Religionsexperten betonten dagegen, die Akryma-Bewegung sei keineswegs als extremistisch einzustufen.

Es stellt sich nun aber schon die Frage ob jemand hinter diesen Aufständen steht und wenn ja wer es ist. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass es sich hauptsächlich um unzufriedene Bürger handelt (ähnlich wie in Kirgisien).

Man darf aber auch nicht vergessen, das Usbekistan im opium Trafficking aus Afghanistan eine wichtige Rolle spielt. Womöglich sind gibt in diesem Umfeld Leute die einen Nutzen aus den Vorfällen ziehen können. [/b]
 

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Eskapismus schrieb:
Ein weiterer skuriler Partner für den Kampf gegen den Terrorismus ist Turkmenistan. Und in ihm ist nicht ein geringster Hauch von Ansatz für Demokratie.

Davon hab ich bisher noch nichts gehört.... hast du irgendwelche guten Infos dazu? Irgendwie war Niyazov aka. Turkmenbashi bei der 60 Jahre Kriegsende Feier ständig irgendwo in der vordersten Reihe neben Putin zu sehen, hat mich irgendwie irritiert. Wer lässt sich schon gerne mit einem psychisch gestörten Diktator blicken?
Was schreibt der Fischer Weltalmanach 2005 - General Saparmurad A. Nijasow: Staatspräsident auf Lebenszeit. Im Weltalmanach 2003 steht interessantes: "Trotz der 1995 erklärten >>immer währenden Neutralität<< unterstützt das an Afghanistan grenzende Turkmenistan die nach den Terroranschlägen gegen die USA am 11.9.2001 gebildete Koalition gegen den internationalen Terrorismus" Besonders gewährte Turkmenistan logistische Unterstützung. Am 30.5.2002 vereinbarten die Landeschefs von Pakistan, Afghanistan und Turkmenistan in Islamabad, dass eine 1460 km lange Erdgaspipeline von Turkmenistan durch Afghanistan nach Pakistan gebaut werden solle.
Der Präsident lässt sich in einem wahnsinnigen Personkult verehren. Davon erzählte mir auch mal ein ehemaliger Mitarbeiter des Bevölkerungsfonds, der in Bratislava als Diplomat für die ganzen GUS zuständig war. In jedem Wohnzimmer - in jedem Haushalt - muss ein Porträt von diesem verrückten Präsidenten hängen. Er hat übrigens vorgeschlagen, ich weiss nicht, ob es mittlerweile verwirklicht ist, die Monate und die Wochentage umzubenennen, demnach sollte beispielsweise der Januar nach ihm benannt werden ("Turkmenbaschi" - Oberhaupt aller Turkmenen).

Aus Fischer Weltalmanach 2004: angeblich wurde auf den Präsidenten ein Attentat verübt. Zahlreiche Oppositionspolitiker wurden festgenommen und langfristig eingesperrt. Für die Öffentlichkeit gab es ein Schauprozess. Auch delikat: Frauen unter 35 Jahren ohne Kinder dürfen Turkmenistan überhaupt nicht verlassen.
Russland erhält vertraglich geregelt Gas aus Turkmenistan bis 2028 und verkauft es wohl teilweise weiter.
Es wurde 2003 die doppelte Staatsbürgerschaft aufgehoben. Wer russisch und turkmenisch war, musste innerhalb von zwei Monaten seine Wahl treffen. Sollte die Wahl für die russische Staatsbürgerschaft fallen, zog es die Ausweisung und den Verlust der Eigentumsrechte in Turkmenistan nach sich. Es kam wenig Kritik aus dem Kreml.

Weiteres:
ai über Turkmenistan - 2002

ai-Report 2004

bilaterale Beziehungen

Seite der Opposition


Hast du dafür eine Quelle?
Stand in der Newyork Times vom 1. May. Hab noch eine Ausgabe vor mir liegen. Der Artikelauf der Times Website ist allerdings Kostenpflichtig.
Die NYT kann wirklich beeindrucken.


Was machen eigentlich die 300 Bundeswehrsoldaten in Usbekistan?
Turkmenistan grenzt an Afghanistan.

Auch deutsche Soldaten sind in dem zentralasiatischen Land präsent. Die Bundeswehr nutzt die usbekische Stadt Termes an der Grenze zu Afghanistan als ihren Stützpunkt. Etwa 200 Soldaten sind dort seit Februar 2002 stationiert, um logistische Unterstützung für den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr zu leisten. Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) nutzt den Standort auf Reisen nach Afghanistan regelmäßig für einen Zwischenstopp. Deutsche Soldaten an Grenze zu Afghanistan stationiert
Die Zone, an der die deutschen Soldaten stationiert sind, liegt ausserhalb des Krisengebietes.
 

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Der militärische Eingriff am Freitag in Andischan war ein Massaker.
"Sie schossen ohne zu zielen"

Deutschland und Großbritannien haben die usbekische Regierung aufgefordert, internationale Beobachter in die Unruheregion um Andischan reisen zu lassen. Unterdessen schildern Augenzeugen und Opfer, wie brutal das Militär gegen die Demonstranten vorging.
der schwarze Freitag
 

Eskapismus

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Die russischen Zeitungen schreiben nun von mindestens 750 Toten. Unter anderem sind auch Menschen gestorben, die gar nicht an der Demonstration teilgenommen haben.
 

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