Hartz 4 der Zweite

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forcemagick

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ja also ich weiß auch nicht....


das mit der beschäftigungsgesellschaft hamburg ist natürlich schon ein besonderer gag..
 

sillyLilly

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@samhain
vielleicht kannst du mir ja mal die seltsame logik dahinter erklären, das man kinder zu unfreiwilligen sozialhilfeempfängern macht, weil ihr unterhalt nicht mehr oberste priorität hat.

Ich sehe darin keine Logik.
Ich habe nur aus der Erfahrung mit arbeitslosen Vätern erzählt. Bei meinen Kindern und bei den meisten Frauen die ich kenne, ist da nichts an Unterhalt gekommen, wenn der Vater arbeitslos wurde.

Stand in dem Artikel den du verlinkt hast nicht, dass es sich dabei um etwas handelt, dass noch geändert werden soll?

Namaste
Lilly
 

samhain

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@SL

Stand in dem Artikel den du verlinkt hast nicht, dass es sich dabei um etwas handelt, dass noch geändert werden soll?

das ist ein apell des DGB- weiter nichts.

Dieser grobe Webfehler des Gesetzes müsse im Interesse vieler Kinder schnellstmöglich korrigiert werden.

ob das wieder geändert wird steht auf einem ganz anderen blatt.
davon abgesehen frage ich mich, wer sich solchen blödsinn erst ausdenkt, der dann auch noch von allen abgesegnet wird. was das im einzelnen nach sich zieht, müsste ihnen doch im vorfeld klar sein, oder?

das ist nur ein beispiel von vielen, das die verantwortlichen nicht in der lage sind 1+1 zusammenzuzählen, das hier gesetze verabschiedet werden, über deren folgen man sich keine gedanken macht.
 

kaka

Großmeister
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samhain schrieb:
ich sag jetzt mal nichts weiter...

Mieterinvertreibung durch Hartz IV!

In bochum gehen nach und nach die ersten Umzugsaufforderungen im Zuge der "Gesetzesreform" Hartz IV ein.


Beim Bochumer Mieterverein ist das erste Mitglied aufgetaucht, das von der Bundesagentur für Arbeit zum Umzug aufgefordert worden ist, weil die Miete zu hoch sei - um 13,65 Euro. Der Mieterverein erklärt: "Recht zu behalten macht nicht immer Spaß. Immer wieder hat der Mieterverein gewarnt, Hartz IV würde zu Mietervertreibung führen, weil für die Bezieher/innen von ALG II ab 1. Januar die gleichen Mietobergrenzen gelten wie bisher schon für Sozialhilfeempfänger/innen. Dementis von allen Seiten. Immerhin, der Sozialausschuss fasste den lobenswerten Beschluss, § 22 SGB II, der die Wohnkostenübernahme regelt, behutsam anzuwenden, um die Bildung von Mieterghettos zu verhindern. Doch dieser Beschluss bindet das Sozialamt, nicht aber die Bundesagentur für Arbeit. Und die hat jetzt einer Mieterin aus Günnigfeld eine Umzugsaufforderung geschickt - wegen 13,65 € im Monat! Dabei ist die Wohnung sogar billiger, als sie laut Mietspiegel sein dürfte - 4,09 € pro qm statt zulässiger 4,87 €. Auch die Betriebskosten sind eher moderat. Allerdings ist die Wohnung mit 57 qm um 12 qm zu groß. Insgesamt ergibt sich eine Überschreitung der Angemessenheitsgrenzen von 13,65 €. Im Gegenzug hätte die Agentur für Arbeit Umzugskosten zu tragen, die die Mieterin auf 1500 € schätzt. Neun Jahre würde es dauern, bis die Agentur diese Kosten durch die Mietersparnis wieder herein bekäme. Aichard Hoffmann vom Mieterverein: 'Ein Musterbeispiel für betriebsblinde Paragrafenanwendung. Mit `Verhältnismäßigkeit´ hat das absolut nichts zu tun. Wenn die Agentur von diesem Trip nicht ganz schnell wieder herunterkommt, ist die Ghettobildung vorprogrammiert.'"

http://de.indymedia.org/2004/11/98584.shtml

dazu gab es noch zwei weitere beispiele heute morgen auf ndr-info:

ein arbeitsloser lkw-fahrer soll umziehen, weil seien wohnung 4,62 € zu teuer wäre. eine 61 jahre alte krankenpflegerin, weil ihre wohnung 20 € zu teuer wäre. es ist schon zum teil krank, was da aus der bürokratie erwächst.
 

SMartie77

Lehrling
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das neueste

hier der neueste *grandiose* einfall zur "praktischen Umsetzung".... Die Sparkassen und Banken scheinen wohl Druck gemacht zu haben, dass man kein "Asi-Pack" ab Januar in den Filialen haben will - anders kann ich mir das nicht erklären. : (MDR.de)

Hartz IV
ALG-II-Auszahlung am Automaten

Die Bundesagentur für Arbeit will das Arbeitslosengeld II (ALG II) teilweise mit Hilfe von Automaten auszahlen. Das sagte die Sprecherin der Bundesagentur, Ilona Mirtschin, dem MDR THÜRINGEN JOURNAL. Das Angebot richte sich vor allem an Menschen ohne festen Wohnsitz und ohne eigenes Konto. Sie könnten ihr Arbeitslosengeld II mit einer Geldkarte an speziellen Kassenautomaten abholen.

Geräte in allen größeren Agenturen
Nach Angaben von Norbert Rein, Hartz-IV-Koordinator bei der Arbeitsagentur in Erfurt, sollen die Automaten in allen Bundesagentur-Geschäftsstellen aufgestellt werden, die mehr als 3000 ALG-II-Empfänger betreuen. Geplanter Starttermin sei Januar 2005. Die Karte werde vom jeweiligen Sachbearbeiter mit dem bewilligten Betrag "geladen" und nach der Auszahlung wieder eingezogen.

Mit der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe übernehmen die Arbeitsagenturen ab dem kommenden Jahr auch die Betreuung von Menschen ohne festen Wohnsitz, die arbeitsfähig sind.

zuletzt aktualisiert: 15. November 2004 | 07:39
 

nicolecarina

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Wenn die Agentur von diesem Trip nicht ganz schnell wieder herunterkommt, ist die Ghettobildung vorprogrammiert.'"

Mir scheint dass dies sogar der Endzweck ist.
Andererseits baut eine Stuttgarter Wohnungsbaugesellschaft ständig neue "Ghettos" und verkauft sie dann als "exklusives Wohnen" - Geschmack hat man eben oder man hat ihn nicht und wenn wegen den Mieteinnahmen die Geschossflächenzahl um mehr als das doppelte überschritten wird, dann ist das in meinen Augen kriminell, aber das ganz am Rande.

Sehr interessant jedenfalls mit den Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und in Deutschland ist der Autor Walter van Rossum (aus einem Veranstaltungsprogramm der LesARTTage Esslingen):

WvR studierte Romanistik, Philosophie und Geschichte, lebt seit 1981 als freier Autor für WDR, Die Zeit, FAZ und Freitag. Für den WDR moderierte er u.a. die Funkhausgespräche, erhielt 1988 den Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essyistik.

Jetzt kommts *g*:

In seinem jüngsten Buch nimmt er das Talkshowpalaver unter die Lupe, das zur Zeit die Republik regiert (!) und lässt dabei kein Haar ungekrümmt. Ein Jahr lang hat er sich die Sendung von Sabine Christiansen *mitaufgestelltenhaarendavonrenn* "mit wachsendem Grauen" angeschaut um herauszubekommen, "wie Öffentlichkeit in der Mediengesellschaft funktioniert. In seiner faktenreichen Streit- und Schmähschrift entlarvt er die Vermischung von Politik und Unterhaltung, die Verflechtung von Macht und Medien: Die erste Auflage des Buches war innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Sein Zorn richtet sich allerdings vor allem gegen die Fakten und Zusammenhänge, über die in der Sendung nicht gesprochen werden, wie zum Beispiel über Milliardensubventionen für die Wirtschaft."

Erschreckendes Fazit des Autors: Deutschland ist auf dem besten Wege dazu, ein totalitärer Staat zu werden und es sieht ganz so aus, als ob diese Entwicklung nicht mehr aufzuhalten sei. Auswandern einzige Möglichkeit, dem zu entgehen. Aber besser wohl nicht in die USA.

Kurz und gut: sowas fällt mir halt ein wenn ich Schlagzeilen von Ghettobildungen lese...
 

kaka

Großmeister
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ja, das ist so gewollt. wir entwickeln uns in die richtung geschlossene wohnparks: die reichen werden sich einzäunen, privater sicherheitsdienst inkl.
das kennt man schon aus 3.welt ländern, in den usa gibt es diesen trend schon seit 15 jahren.
 

samhain

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@nic

der Autor Walter van Rossum

guter mann!

habe ich das hier schon mal gepostet?
mir entgleitet da so langsam aber sicher die kontrolle... :?

kein link, da online nicht zu haben.

Willkommen in der Wirtschaftskolchose

Fünf Fragen an Walter van Rossum, den Kritiker der Chefetagen


Herr van Rossum, in Deutschland spricht man gern von Sozialneid. Schüren Sie den nicht auch, wenn sie die Elite verunglimpfen als „mit Sondervergütungen und Subventionen gemästete Multimillionäre“ und „Spitzenbeamte mit beträchtlichen Nebeneinkünften“?


So interpretiert die Chefetage die fehlende Liebe des Fußvolkes zu den Besserverdienenden- und sucht Rettung in den Wonnen des Moralischen. Es geht aber um etwas anderes: Von 1950 bis 2000 stieg das Bruttoinlandsprodukt um das 41-fache. Die Nettolöhne stiegen um den Faktor 14,4. Die Bankzinserträge um das 231-fache und das Geldvermögen um das 207-fache. Irgendwann wurde versäumt, über wie auch immer zu begründende „Gerechtigkeit“ zu diskutieren.
Heute zwingt die immense Unruhe des aberwitzigen Kapitalberges die Reichen dazu, immer reicher zu werden und dem Rest der Welt wird es entsprechend schlechter gehen. Wer jetzt über die moralische Begründung von Managergehältern räsoniert, der will einfach nicht den kritischen Zustand des Systems sehen.


Sie haben in ihrem Essay geschrieben, dass mit Neoliberalismus in der Praxis nichts anderes gemeint sei, „als die Sozialbindungen der Wirtschaft zu kappen“, und Sie haben auf die USA verwiesen. Bedeutet der aktuelle Sozialabbau schon eine Amerikanisierung des Systems?


Das Wort Sozialabbau sagt viel über die Hilflosigkeit der Kritiker. Als handele es sich dabei um die Rücknahme karitativer Volksfürsorge. Der sogenannte Wohlfahrtsstaat ist ja nichts anderes als der bislang ziemlich gelungene Versuch eine tief gespaltene und hochdifferenzierte Gesellschaft zu befrieden, auf ein gemeinsames Projekt zu verpflichten und insofern effizienter zu machen. Außerdem sollen über Umlagen individuelle Risiken minimiert werden.
Mittlerweile besteht das Problem des Wohlfahrtsstaates allerdings darin, das Wachstum der Wirtschaft zu finanzieren- und zwar durch ungeheure direkte und indirekte Subventionen, durch absurde Staatsverschuldung und mit einer Arbeitslosigkeit von weit über fünf Millionen Menschen. Und die entscheidende Frage lautet, ob wir uns diese Art von Wohlfahrtsstaat noch erlauben können oder sollen. Insofern hat jedenfalls längst eine Amerikanisierung der Wirtschaft stattgefunden. Dazu gehört ja nicht nur die ständig wachsende Zahl der Arbeitslosen, sondern auch die permanente Bedrohung der Arbeitenden. Man sollte mal ausrechnen, wie viel reguläre Arbeitsverhältnisse die rot-grüne Regierung in den letzten Jahren zerstört hat. Ich kenne fast nur noch Leute, die auf Zeitvertragsbasis arbeiten und immer schlechter über die Runden kommen.


Grüne und Sozialdemokraten sind für Sie nützliche Idioten, die gebraucht würden, um das Land in eine „kapitalistische Wirtschaftskolchose“ zu verwandeln. Was ist das?


Werfen Sie mal einen Blick in die Agenda 2010. Das ist eine Art Zehn-Jahresplan zur Abrichtung der Gesellschaft auf die Belange der Wirtschaft. Angeblich geht es dabei um die Beseitigung der Arbeitslosigkeit. Aber wenn man mit dieser Agenda auch nur einen Arbeitslosen von der Straße bekommt, dann darf man die elementaren Gesetze der Mathematik für überwunden betrachten. Die Agenda- Politik basiert auf dem vagen Verdacht, dass man mit regelmäßigem Wachstum von mehr als drei Prozent im Jahr neue Arbeitsplätze schafft. Wie viele weiß man allerdings nicht so genau. Das andere Problem besteht darin, dass in hyperentwickelten Ökonomien wie in Deutschland ein stetes Wachstum von drei Prozent nicht mehr zu erreichen ist. Um das zu übersetzen: drei Prozent hieße, dass wir alle zwanzig Jahre unseren Konsum verdoppeln müssten. Aber wie soll man das schaffen, wenn in den letzten zehn Jahren das Nettorealeinkommen um über vier Prozent gesunken ist, während die Wirtschaft in diesem Zeitraum über fünfzehn Prozent gewachsen ist. Da entsteht eher der Verdacht, dass Wachstum Arbeitslosigkeit erzeugt.


Der Export läuft gut, die Gewinne der Unternehmen sind hoch wie lange nicht, die Steuern für sie niedrig wie nie. Trotzdem soll das Land am Abgrund stehen, und Gewerkschaften und Sozialhilfeempfänger sollen Schuld daran sein. Warum wird dieses Szenario so gern geglaubt?


Weil die meisten Leute längst nicht mehr ihrer eigenen Wahrnehmung trauen. Es sieht nicht gerade so aus, als verstünde jemand, was in dieser Gesellschaft passiert. Und je weniger wir uns selbst verstehen, um so mehr orientieren wir uns an den Instinkten des Rudels.
Wenn man in der Zukunft die mentale Verfassung unserer Tage beschreiben will, dann wird man vielleicht von einem hysterischen Stupor sprechen- von der Erstarrung in der hellen Aufregung.


345 Euro pro Person, das ist die neue Richtzahl für den Rand der Gesellschaft. Welche Chancen hat der Widerstand gegen Sozialabbau und Lohnkürzungen?


Ich glaube, jeder Widerstand setzt Perspektiven voraus. Und die meisten Menschen haben wohl Angst davor, den Glauben an die kapitalistische Utopie zu verlieren. Aber ich möchte noch mal an die meisterliche Perfidie von Hartz IV erinnern. Das Problem besteht ja nicht nur in den lächerlichen Almosen, sondern in der sonderbaren Güte, eine gewisse Summe hinzuverdienen zu dürfen, sprich müssen. So wird eine Armeee von Handlangern dem Markt zugeführt, die dafür sorgt, dass noch mehr reguläre Arbeitsplätze verschwinden werden.


Walter van Rossum: „Meine Sonntage mit ‚Sabine Christiansen’- Wie das Palaver uns regiert“
 

nicolecarina

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eigentlich ist es wie ein Puzzle, das sich aus vielen kleinen Stückchen zusammensetzt - allerdings auch unaufhaltsam Stück für Stück ohne dass auch eine Demonstration noch was ausrichtet.
 

woelffchen

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ich sehe als ein Teil des Puzzels auch die geplante Abschaffung der Wehrpflicht. Wenn die Wehrpflicht abgeschafft werden soll, muß auch der Zivildienst abgeschafft werden. Folglich würden die Zivis fehlen. Aber plötzlich gibt es die 1-Euro-Jobs, die für die Zivis einspringen können/müssen.

Wir sind alle zu blöd, um die Zusammenhänge und Pläne zu erkennen.......
 

Inuyasha

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Noch ein weiterer kleiner Blick auf die Lage der Dinge:

http://www.nachdenkseiten.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=5&idart=304


Könnte es vielleicht sein, das dem arbeitenden Bürger hinterher trotz seiner Arbeitstätigkeit nicht mehr bleibt als einem ALG II Empfänger?

Das Ziel dieser ganzen Aktion sollte doch wohl klar vor uns liegen:

Abtrennung einer gewissen Kaste von Menschen von den restlichen 80% der Bevölkerung die "überzählig" sind auf dieser Welt. Diese bilden dann einen rechtlosen "Arbeitskräfte-Pool" aus dem sich die Herrschenden 20% der Bevölkerung nach belieben bedienen können.
 

samhain

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@Inuyasha

Könnte es vielleicht sein, das dem arbeitenden Bürger hinterher trotz seiner Arbeitstätigkeit nicht mehr bleibt als einem ALG II Empfänger?

so wird es wohl kommen- ist ja in vielen bereichen jetzt schon so.

Das Ziel dieser ganzen Aktion sollte doch wohl klar vor uns liegen:

Abtrennung einer gewissen Kaste von Menschen von den restlichen 80% der Bevölkerung die "überzählig" sind auf dieser Welt. Diese bilden dann einen rechtlosen "Arbeitskräfte-Pool" aus dem sich die Herrschenden 20% der Bevölkerung nach belieben bedienen können.

grausame zukunftsvorstellung, aber wenn sie ihre pläne ungestört durchziehen können (ob sie das können ist noch die frage), ist dieses szenario sehr realistisch.
nach allem was bis jetzt gelesen habe (möchte bei dieser gelegenheit jedem noch mal das buch "die globalisierungsfalle" ans herz legen), komme ich zu dem schluss, das es genau in diese richtung geht und das es genau so gewollt ist.

die politik hat schon längst das ruder aus der hand gegeben bzw. sitzt mit im boot der global players.
der binnenmarkt zählt für diese leute nicht mehr- die machen ihre dicken geschäfte ganz woanders, besonders auch an der börse, diesem riesigen spielkasino, wo die kurse steigen, wenn entlassen, outgesourct, eingespart... wird. das hat mit der realität der meisten menschen nichts mehr zu tun, wohl aber mit den interessen der anleger.

gestern war auf "phoenix" BDI-präsi Rogowski in einer talkrunde zu sehen. was der mann von sich gibt geht auf keine kuhhaut. er zeigte ganz deutlich, das es hier nur um die interessen der wirtschaft geht. niedriglohnsektor, mehrarbeit, entlassung der arbeitgeber aus den sozialbeiträgen, betriebliche mitbestimmung ade usw.
schön war, das es auch noch einen sehr beherzten gewerkschafter gab, der ihm paroli geboten und seine unsozialen litaneien entlarvt hat.

der binnenmarkt? scheiss drauf!
wen interessiert die verbindung von sinkenden löhnen, damit sinkender kaufkraft und damit einhergehendem verfall kleinerer läden/betriebe?
wen interessiert, das immer mehr leute verelenden, das in diesem verflucht reichen land auch immer mehr kinder in suppenküchen gehen müssen?

»Manch einer hat nichts mehr zu essen«

Jedes dritte Kind in Berlin gilt als arm. Ab Januar stehen die Hilfesuchenden Schlange. Weitgefächertes Programm gegen zunehmende Armut. Ein Gespräch mit Jörg Bergmann*

* Jörg Bergmann ist Leiter des Info-Centers des Deutschen Roten Kreuzes Berlin Süd-West

...F: Was schlagen Sie aus Ihrer täglichen Praxis vor, wie man gegen diese zunehmende Armut vorgehen soll?

Das ist eine sehr, sehr schwierige Frage. Ich habe Mühe mit dem, was zur Zeit schon passiert und was mit dem Inkrafttreten der Hartz-IV-Gesetze erst noch auf uns zukommt, das ist alles so bedrohlich und undurchsichtig. Ich meine, wir sollten uns nicht auf die Politik verlassen, wir sollten lernen, aufeinander besser zu achten. Wir sollten uns angewöhnen, auch dem Nachbarn mal zu helfen, oder die Oma über die Straße zu geleiten. Nicht immer weggucken.

http://www.jungewelt.de/2004/11-16/022.php

*unterschreib*

noch ist nicht aller tage abend- mal sehen was ab januar so abgeht:

Countdown für Hartz IV - Frust und Chaos in den Ämtern

Hartz IV - sie erinnern sich - das Reformprojekt trieb die Menschen auf die Straße und die Umfragewerte der Regierung in den Keller.

Guten Abend zu REPORT MAINZ. Hartz IV wird langsam konkret. In deutschen Amtsstuben steigt die Nervosität. Der Verwaltungsaufwand, um die Sozial- und die Arbeitslosenhilfe zu verschmelzen, ist immens. Warnende Stimmen wie die von Kurt Biedenkopf tragen auch nicht zur Beruhigung bei. Der von der Bundesregierung eingesetzte Hartz IV- Ombudsmann sieht Proteste kommen, wenn die ersten Bescheide bei den Menschen eintreffen. Herrscht zur Zeit also die vielzitierte Ruhe vor dem Sturm? Beate Frenkel hat in Frankfurt ein Sozialamt besucht. Trotz aller Mühe, die man sich dort gibt, ein verwaltungstechnischer GAU ist dennoch nicht auszuschließen. Schöne Aussichten!

http://www.swr.de/report/archiv/sendungen/041115/01/frames.html
 

Rupert

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Meines Erachtens liegt die Schuld der Globalisierung nicht so immens vor, wie es hier gerne propagiert wird. Es waren eher mehrere Faktoren, die dazu beigetragen haben, dass aus der Globalisierung - die an sich ja gar kein Übel ist - eine globale Verarmung wird.

Wie ist denn Globalisierung als Begriff definiert? Das Globalmachen der Märkte, das Verfügbarsein von einheimischen Waren überall auf der Welt und umgekehrt, also im Prinzip ein riesiger, die Welt umfassender Kolonialwarenladen (sowohl im positiven als auch im negativen Sinne des Wortes). Zudem geht er mit der Verschnellerung der Welt einher; schneller produzieren, schneller umsteigen können. So definiert man meiner Meinung nach Globalisierung.

Aber die Globalisierung bringt uns natürlich nicht nur Vorteile, wenn sie nicht richtig angefasst wird. Die Vergünstigungen fremder Länder und der schnelle Reichtum locken; man könnte es mit einem Casino und einem Currywurststand vergleichen. Der Würstchenverkäufer könnte seine gesamte Kasse plündern und sein Glück im Casino versuchen oder weiterhin seine Würste verkaufen und ein mehr oder weniger stetes Einkommen beziehen. Wenn er seine Kasse verjubelt hat und nichts gewonnen hat, steht er natürlich schlecht da (Börsencrash; bei fallenden Aktien werden viele frei, es besteht die Gefahr, dass der Mehrheitsteil einem Dritten in die Hände fällt -> Würstchenbude weg); gewinnt er genug, wird er wohl keine Intention mehr verspüren, weiterhin Würstle zu braten, da das schnelle Glück ihn in seinen Bann gezogen hat (Folge von Outsourcing ist immer Outsourcing). Seine ehemaligen Kunden können sich jetzt aber keine Currywurst mehr kaufen, also gehen sie eben zum Kebab oder zum Schnellimbiss und holen sich da ihr Abendessen (Favorisierung von ausländischen Herstellern, da die Traditionsunternehmen ihren Markt vernachlässigen); sollte der Brater dann doch wieder in sein Geschäft zurückkehren wollen, muss er sich seine Anteile erst wieder hart erkämpfen, da die Mehrheit seiner Kunden nun Döner statt Wurst isst (schnelle Gewinne an der Börse und zwanghafte Minderung der Qualität der Ware -> langfristiger Verlust von Käuferschichten). Sein Gewerbe ist also am Boden. Genau wie es hierzulande bei vielen Großgewerben grade der Fall ist.

Aber die zentrale Frage ist doch: warum ist er ins Casino gegangen? Warum hat er nicht weiter Currywurst verkauft? Die Antwort ist so einfach wie erschreckend: Konsumgeilheit. "Geiz ist geil", "Kaufen, marsch, marsch". Wer wünscht sich kein Cabrio als Statussymbol? Wer hätte nicht gern teure Designerkleidung? Aber woher das Geld dafür nehmen? Von den Herstellern. Wer seine Ware billig anbietet, findet am meisten Anklang bei den Käufern, startet aber zugleich einen Dumpingkampf, dessen Opfer am Schluss die produzierenden Kräfte selbst sind, denen dieser Kampf ja angeblich nützen soll. Aber wer konsumiert, will mehr; also muss er ins Casino gehen (Aktien kaufen, spekulieren) und spielen; hoffen, dass er gewinnt. Gleichzeitig aber terminiert er sein sicheres Auskommen und zieht effektiv keine Vorteile daraus; denn er muss immer auf sein Glück hoffen. Nachfolgende Currywurstverkäufer werden es dann auch schwer haben, wenn sich die Kundschaft schon an Döner gewöhnt hat. Er trägt also die Verantwortung für sich und seinen Berufsstand, aber vernachlässigt sie aufgrund schneller Gewinne.

Würden diese Gewinne investiert werden, gäbe es keine Probleme; aber die Gewinne streicht ja der Verkäufer ein und verwendet sie zum Konsum, nicht aber, um sich z.B. einen größeren Würstchenbrater zu kaufen. Das führt kurze Zeit zu einem Aufleben der wirtschaftlichen Situation (hat man ja in den 90ern gesehen), aber langfristig zu Armut und Preiskampf.

Aber warum? Warum ist er konsumgeil? Hier setzt dann samhains Artikel aus der Jungen Welt ein, den ich ausnahmsweise auch unterschreiben könnte. Wir helfen der Oma nicht über die Straße und dem Nachbarn nicht mit der Arbeit, weil wir das Ich zelebrieren; Ich-AG, "Ich bin doch nicht blöd", "Das ist mein gutes Recht" etc.. Alleine schon aus Sorge um seine ältere Kundschaft, die sich vielleicht keinen neuen Imbiss aussuchen möchte, hätte er nicht ins Casino gehen sollen, aber er tat es trotzdem. Weil er SEINEN Gewinn steigern wollte. General Motors will die Arbeitslosenquote in Deutschland anheben, damit die Führungsriege IHREN Profit steigern kann. Die Arbeiter sehen davon natürlich nichts.

Was ich damit sagen will ... man darf der Globalisierung nicht den schwarzen Peter für alles zuschieben ... persönliche Freiheit z.B. ist ein Recht, das man sowohl positiv als auch negativ nutzen kann. Ich habe damit zwar eine Garantie dafür, dass meine freie Meinung gilt, aber inwiefern diese Meinung andere verletzt (wenn z.B. jemand in Gegenwart eines DDR-Folterhäftlings über die Vorzüge des Kommunismus doziert), das kümmert uns häufig nicht. Eine gesunde Wertevorstellung, gepaart mit einer gemäßigten und KEINER exzessiven Globalisierung, wie wir sie jetzt sehen, ergäbe für viele Menschen, zumindest im Westen, Vorteile. Den ärmeren Ländern würde es insofern gut tun, dass ihre Arbeitskräfte weniger ausgebeutet würden, da sie sie nicht zu Dumpinglöhnen verkaufen müssten, die im Endeffekt nicht viel besser wären als Arbeitslosigkeit.

Hartz IV gehört natürlich auch zum exzessiven Globalmachen dazu; wer nichts kriegt, geht auch für weniger arbeiten. Man musste nötigerweise etwas am Arbeitsmarkt tun, doch stärkt eine derartige Reform nicht unbedingt die Rechte der Arbeitnehmer, die im Globalisierungsprozess meiner Meinung nach zu kurz gekommen sind. Doch wenn jemand in einer solchen Situation noch für die Aufhebung des Kündigungsschutzes, einer der letzten Bastionen der Arbeiterschaft, plädiert, und bei den nächsten Wahlen trotzdem gewinnt, frage ich mich schon, ob die Auswirkungen des Vorgangs der Globalisierung, insbesondere die Nachteile, auch hier im Westen, der definitiv nicht von den Musen geküsst ist, schon angekommen sind bzw. ob man nicht auch an der Nicht-mein-Problem-Mentalität rütteln müsste, um wirkliche Erfolge auf dem Gebiet zu erzielen. Eine kalte Dusche hilft hier immer.
 

kaka

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inwzischen kann ich aus der globalisierung keine vorteile mehr für uns erkennen. vorher sagte man eigentlich nur, dass 3.welt staaten dadurch künstlich armgehalten werde und die industrialisierte welt daran verdient. inzwischen glaube ich nicht einmal mehr daran. es sind nur noch konglomerate, die an der globalisierung gewinnen. multinationale konzerne, die durch shareholder value getrieben, marodierend durch die wirtschaft anderer länder ziehen und ohne moralischen bedenken, profit zu machen. am ende wird davon eine kleine gruppe von menschen unglaublich reich werden, dann kommt lange zeit nichts, dann kommt die gruppe des mittleren managements, das ebenfalls noch gut verdient, aber einen kleinen prozentsatz ausmacht, und dann ganz weit entfernt, kommt der arbeitende pöbel. so wird es weitergehen, bis entweder a) die ressourcen aufgebraucht sind oder b) die uwelt vollkommen zerstört ist c) sich die menschen das nicht mehr bieten lassen.

übrigens: 80% meiner komilitonen haben sich auch im ausland beworben, warum ist das eine so schlechte sache? arbeiten kann man (fast) überall...
 

Inuyasha

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Ja, ich kann dem nur Zustimmen, was samhain hier schreibt. Die Politik ist zum Wasserträger von Wirtschaft und Großkapital geworden und kümmert sich schon lange nicht mehr um die Sorgen, Nöte und Bedürfnisse des "normalen Bürgers". Da geht es nur noch darum, diesen auszuplündern und einzuschränken nach allen Regeln der Kunst.

Ja, es wird sogar verlangt, das offenbar der ALG II Empfänger noch ins Ausland gehen soll? Ich denke, das ist absolut indiskutabel!

Auch das hier, so würde ich meinen, spricht für die Bestrebungen, hier eine radikale 80/20 Trennung herbeizuführen:

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,327716,00.html

Lässt man sich das mal auf der Zunge zergehen, so entsteht doch hier der Eindruck, eine Gruppierung aus Politik und Industrie haben hier eine Bank gegründet/übernommen/"gekapert" um unter sich ihre Geldgeschäfte zu regeln. Ein weiteres bemerkenswertes Detail wie ich meine, das einen kleinen Blick auf die wahren Zusammenhänge ermöglicht, auf das, was wirklich abgeht.

Und wie zu beobachten ist: Echte Arbeit zur Wertschaffung tritt immer mehr in den Hintergrund gegenüber der Spekulation an den Märkten. Die Werte werden nur noch virtuell gehandelt, niemand aus den oberen Rängen mag sich mehr die Hände so wirklich schmutzig machen oder gar Verantwortung übernehmen, soziale schonmal garnicht mehr.

Bei dem was ich da so beobachte, kann ich meine Signatur nur noch mehr bekräftigen:
 

woelffchen

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also bevor ich hier von ALG II lebe, warum soll man sein Glück nicht im Ausland versuchen ?

wie ich schon mal geschrieben habe, sucht Frankreich 25.000 Bauarbeiter, auch über 40-jährige !

das gabs schon immer, dass deutsche in England als Kellner gearbeitet haben, oder in Frankreich die Straßen gekehrt haben.
es ist nur für die Bitter, die sich hier Eigentum geschaffen haben, ein Haus gebaut haben, dafür noch einen Kredit abzahlen müssen.
Was sollen sie mit dem Haus machen ?
Verkaufen ?
Wer würde es kaufen, wenn es in der Gegend keine Arbeit gibt ?
Die, die in Miete leben, sind halt flexibler.
 

Inuyasha

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Nuja, jeder wie er mag. Ich hätte keinen Bock, da noch ne Fremdsprache zu lernen.

Letztlich würde ich das als persönliche und gezielte Drangsalierung meiner Person betrachten, da wir alle wissen, das es auch anders gehen würde, wenn die Politik nicht diesen unsinnigen "Globalisierungs-Plan" unterstützen würde.

Ausserdem ist es eine Zumutung, uns von denen derartige Zwänge und Abhängigkeiten aufzwingen zu lassen, die wir im Grunde garnicht wollen. Das ist gewissermaßen eine Entrechtung und Versklavung der Leute und eine Schande für diesen Staat wenn es dann heisst "seht, die müssen ins Ausland gehen, weil der eigene Staat nicht in der Lage ist, seine Leute zu versorgen und ihnen Arbeit zu geben".

Von dem extremen Eingriff in die persönliche Entscheidungsfreiheit wollen wir da garnicht erst reden.

Es ist definitiv der falsche Weg.
 
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