Druckausgleich des Laternenfisches

neocore

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Rekord-Taucher
Der Laternenfisch mit dem komplizierten Namen Ceratoscopelus warmingii hält den Rekord für die weiteste Reise: Er taucht jede Nacht drei Stunden lang aus 1700 Meter Tiefe hinauf, um 100 Meter unter dem Meeresspiegel auf Jagd zu gehen. Wann er losschwimmen muss, sagt ihm eine Art eingebauter Wecker. Praktisch, oder? Dank dieser Ausflüge werden nicht nur die Nacht-Wanderer satt - sie versorgen die ganze Tiefsee mit neuer Nahrung!

Quelle:
http://www.geo.de/GEOlino/tiere_pfl...text/page1.html?SDSID=54881400000021097323767

Wie schafft dieses Viech so einen gewaltigen Druckausgleich, eigentlich müsste er doch Platzen wie ein Luftballong?!? :?

Was macht er in den drei Stunden Aufstieg???

fish.jpg
 

Trasher

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"Faszinierend!" ;)

Solange nicht übermäßig viele Gase (gelöst wie ungelöst) sein Körpervolumen bestimmen, ist der Druckunterschied eigentlich nicht so relevant, würde ich meinen.
 

vinternatt

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Laternenfische leben meist in solchen Tiefen, und das können sie, weil sie in ihrer Schwimmblase dicke Fettspeicher haben, dafür weniger Luft. Und eben diese Fettspeicher sind hinsichtlich des Drucks nicht so empfindlich wie Luft, spenden aber trotzdem Auftrieb. Was er in den drei Stunden Aufstieg macht, weiss ich allerdings auch nicht... :wink:

vinternatt
 

neocore

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Hast du schonmal einen selbst gesehen :lol: ?
Sind beim Thema Tiefsee wohl etwas ausgeschweift, sorry...
 

Der_Segler

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Moin allerseits,
das Thema Druckausgleich bei Kiementieren hatten wir schon mal beim Wickel als es um Riesenkraken ging. Damals schrieb ich:

ich würde die Geschichte mit den Druckverhältnissen gern einmal klarstellen. Ich bin selbst Taucher und daher mit dieser Problematik vertraut.
Prinzipiell gilt:
Gase, wie Luft, lassen sich komprimieren
Flüssigkeiten, wie Wasser, nicht.

Aus diesem Grund ist es richtig, dass gasgefüllte Körper wie ein Ballon, eine Luftblase oder eine Lunge diesem Phänomen unterliegen.
Ein Krake hat, anders als ein Wal eine Kiemenatmung, die es ihm ermöglicht, den Sauerstoff des Wassers aufzunehmen ohne Luft aufnehmen zu müssen. Da die Zellen im inneren des Tieres mit Flüssigkeit gefüllt sind und kein Gas enthalten, verändert sich ihr Volumen nicht. Lediglich der Druck nimmt zu. Da dies aber im gesamten Organismus gleichzeitig passiert, gibt es keine Verformungen, Zerreissungen oder Explosionen.
Taucht das Tier tiefer nimmt der Druck zu, taucht es auch, nimmt er ab. Die beschriebene Taucherkrankheit rührt übrigens daher, daß ein Taucher, der mit herkömmlicher Druckluft taucht, auch den in der Atmosphäre enthaltenen Stickstoff aufnimmt. Dieser wird bei hohem Druck viel besser vom Blut aufgenommen als bei niedrigem Druck.
Taucht ein Taucher für lange Zeit in große Tiefen muss er in der Tat vorsichtig dekomprimieren, um den Stickstoff wieder aus dem Blut zu kriegen. Tut er dies nicht, kommt es zur Blasenbildung und somit zu Gefäßverschlüssen in Herz, Hirn und LUnge.
In sofern ist das Tieftauchen für alle Kiemenatmer prinzipiell kein Problem. Sie können SEHR tief tauchen.
 

antimagnet

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wie tief könnten menschen tauchen? sagen wir, mit sauerstoffgerät, sonst ein normaler mensch, überlange dekomprimierungszeiten mal außer acht gelassen?
 

St-Germain

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@antimagnet:
Da muß man jetzt erstmal zwischen SAUERSTOFF und NORMALER PRESSLUFT unterscheiden. Mit Sauerstoff kann man (ungefährdet) ca 6m tief tauchen, da bei größerem Druck der Sauerstoff [EDIT: mit der Zeit] toxisch wirkt (->Krämpfe, Ertrinken).
Mit normaler Pressluft (21% Sauerstoff) kannst du theoretisch ca 66m tief tauchen, ohne dich zu vergiften.
Die "offizielle Sporttauchergrenze" beträgt 40m, bis dahin ist man relativ sicher und muß auch nicht zu lange dekomprimieren.
 

dkR

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Vielleicht braucht er die drei Stunden um den Druck anzupassen? Oder er ist nur zu faul, um in Rekordzeit nach oben zu schwimmen.
 

antimagnet

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St-Germain schrieb:
@antimagnet:
Da muß man jetzt erstmal zwischen SAUERSTOFF und NORMALER PRESSLUFT unterscheiden. Mit Sauerstoff kann man (ungefährdet) ca 6m tief tauchen, da bei größerem Druck der Sauerstoff [EDIT: mit der Zeit] toxisch wirkt (->Krämpfe, Ertrinken).
Mit normaler Pressluft (21% Sauerstoff) kannst du theoretisch ca 66m tief tauchen, ohne dich zu vergiften.
Die "offizielle Sporttauchergrenze" beträgt 40m, bis dahin ist man relativ sicher und muß auch nicht zu lange dekomprimieren.

nee, ich meinte so das maximum an druck, das der menschliche körper aushält. angegeben in tauchmetern, sozusagen. sagen wir unter bestmöglicher "luftversorgung". da gibts doch bestimmt nen rekord. die apnoe-taucher und ihre rekorde kennt man ja. aber könnten die nicht noch tiefer tauchen, hätten sie ne luftversorgung? oder ist das grad der witz, dass man ohne tiefer tauchen kann?

:gruebel:
 

Trasher

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Hab mich mal mit einem solchen Apnoe-Taucher unterhalten und er meinte, daß nicht die Sauerstoffversorgung sondern der extreme Druckunterschied das Problem darstellt.

Manche lassen sich sogar vor einem solchen Tauchgang die Stirnhöhle mit Wasser füllen um die dortige Luft zu verdrängen. :O_O:

Ab einer von dem jeweiligen Lungenvolumen bestimmten Tiefe kann die Lunge aufgrund der Rippenknochen nicht mehr komprimiert werden, es kommt zu einem Unterdruck, die Organe im Bauch werden nach oben und das Blut aus dem restlichen Körper in die Lunge gesaugt ("Bloodshift").

Nicht sehr gesund also...

Gegen das Ersticken senken die Apnoetaucher ihre Herzfrequenz durch Entspannungstechniken und den allen Säugetieren angeborenen Tauchreflex auf bis zu 10 Schläge pro Minute ab.
 

Onkel_Hotte

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Auf jeden Fall liegt der Tiefenrekord für Gerätetauchen nochmal ne ganze Ecke über dem für Apnoetauchen, nämlich bei 313 Metern (mit nem Helium-Sauerstoff Mix in den Flaschen)! 8O

Und das berichted der tollkühne Held namens Mark Elyatt:

Frage: Ein einsamer Tauchgang. Und wahrscheinlich ist es in 300 Metern auch kalt und dunkel?

Mark Ellyatt: Ja, ab 150 m ist nur noch Zwielicht und ab 190 m Tiefe herrscht völlige Dunkelheit vor. In 100 m hat das tropische Meer auch nur noch 14 °C und ab 200 m ist das Wasser nur noch 4 °C kalt. Viel Aufregendes gab es nicht zu sehen. In 60 m Tiefe musste ich durch eine Schicht von Quallen durchtauchen. Ein Monsterexemplar mit drei Meter langen Tentakeln verfing sich in der Leine. Dies war recht unangenehm, zumal ich wusste, dass ich da beim Aufstieg noch mal durch musste. Etwas Stress gab es beim Aufstieg in 90 m Tiefe: Der Versorgungstaucher mit dem speziell für diese Tiefe geeigneten Atemgas kam erst in letzter Sekunde bei mir an. Ich hatte zwar noch Gas in meinen Flaschen, aber damit hätte ich mit Sicherheit Dekoprobleme bekommen. Etwas nervig war auch die konstante Strömung unter Wasse

Krank, aber faszinierend, möchte ich meinen.

quelle:
http://www.irre-divers.de/include.p...=6&PHPKITSID=f9f127b736a99e3efc3966065355ad10
 

InsularMind

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Trasher schrieb:
Manche lassen sich sogar vor einem solchen Tauchgang die Stirnhöhle mit Wasser füllen um die dortige Luft zu verdrängen. :O_O:


Grad ganz schön dumm geguckt habe, als ich das las und somit auch diesen hier dafür --> :O_O:

Sowas geht? Ohne gesundheitliche Schäden? Daraus könnte man evtl. eine Art Unterwasser-Tastsinn oder - Gehör bauen.

Hat denn mal wer einen Link wie man sich diese Steigerung des Drucks vorstellen muss, oder ab wann man praktisch zusammengedrückt wird? In manchen Dokus aus der Tiefsee sieht man immer filigrane Tiere wie Polypen, Quallen :!: und Sepien --- wie kommt es dass deren Körperzellen dort unten bestehen können? Oder hat der Druck darauf physikalisch kaum Einwirkungen, sondern nur auf Gasförmiges ?
 

Kasimir

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Vom welchen Angler Reden wir? Den Laternen oder Schwarzangler? Beide sind fast Identisch. Ich kann aber sagen das diese Arten in 4000m - 6500m Leben und dort Jagen. Unwahrscheinlich wäre das sie in eine Höhe von 2000m Aufsteigen würden? Ja Fische können auch aufplatzen bei einem gewissen Druck genau wie jedes andere Lebewesen auch.

:gruebel:

Wenn ich mich Irren sollte, Klärt mich bitte auf !

Edit hier noch ein Bild von Laternenangler mit Info, ja er hat eine Schwimmblase! :arrow: http://www.schweizerpresse.ch/de/presse/pdf/2004/ammarkt.pdf
 

Trasher

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Hat denn mal wer einen Link wie man sich diese Steigerung des Drucks vorstellen muss, oder ab wann man praktisch zusammengedrückt wird? In manchen Dokus aus der Tiefsee sieht man immer filigrane Tiere wie Polypen, Quallen icon_exclaim.gif und Sepien --- wie kommt es dass deren Körperzellen dort unten bestehen können? Oder hat der Druck darauf physikalisch kaum Einwirkungen, sondern nur auf Gasförmiges ?

So lange man in der Lunge den entsprechenden Gegendruck erzeugt, ist es eigentlich kein Problem. Deswegen kommen Flaschentaucher mit Lungenautomat auch weiter runter (und Kiemenatmer noch weiter).
Die Grenze für Lungenatmer mit Druckflaschen wird soweit ich weiß durch den Partialdruck des Sauerstoffs bestimmt, weswegen man bei großen Tiefen weniger Sauerstoff und dafür mehr Füllgase benutzt (Sauerstoff wirkt ab einer bestimmten Konzentration toxisch).

Sowas geht? Ohne gesundheitliche Schäden?
Klar, die dortige Luft ist im Grunde überflüssig.
 

Der_Segler

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Ich fasse noch einmal zusammen.
Das einzige Problem, das es gibt bei starken Druckveränderung gibt,sind alle Gas bzw. Luft-gefüllten Räume im Körper. Beim Menschen also vor allem Lunge, Innenohr und Stirnhöhle.
Da Tiefseefische keine Schwimmblase besitzen, keine Ohren und auch keines Stirnhöhle haben, weil sie durch Kiemen atmen, gibt es keine luftgefüllten Räume im Tiefseefisch. Aus diesem Grund kann der Druck abnehmen, zunehmen ganz wie er will.
Der besseren Vorstellbarkeit möchte ich den Fisch mit einem komplett mit Wasser gefüllten Luftbalon vergleichen. Wenn ihr die Wasserbombe ins Wasser packt und sie in immer größe Tief bringt, wird sich der Balon überhaupt nicht verändern. Der steigende Aussendruck übt eine Kraft auf das innen befindliche Wasser aus. Da Wasser sich nicht komprimieren lässt, bleibt das Volumen gleich, der Balon behält also seine Größe, der Druck des innen liegenden Wassers nimmt aber im gleichen Maße zu wie der Druck des Wassers aussen.
Genau dieses Verhalten weist auch der Fisch auf. Dies betrifft sowohl den gesamten Körper des Fisches, als auch die einzelne, ebenfalls Wasser gefüllte, Zelle im Körper des Fisches.
 
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