War Goethe Moslem?

Rosskeule

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Dass Manns Frau, Katja Pringsheim, Jüdin war, ist mir bekannt. Bei Thomas Mann möge man es mir nachweisen.

Gleiches gilt für Goethe, mit dem ich mir seine hessischen Vorfahren bis ins hohe Mittelalter teile.

Gruß

R
 

fumarat

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Gut bei Juden weiß man natürlich nie genau, ob sie es nur von der Abstammung her sind oder im religiösen Sinne.

@Tarvoc: Nur weil er Juden oft erwähnt, muß er noch lange keine Jude sein, oder?

struppo gong schrieb:
göthe hat sich halt für alle formen der metaphysik interessiert, wie man auch schön daran sieht, dass sich in faust auch dieser wissensdurst äussert. er war halt ein realtiv aufgeklärter mensch , einer der sich versucht aus seiner selbstverschuldeten unmündigkeit zu befreien. und als freimaurer und als grosser denker wär es ja auch nichts besonderes sich für andere religionen zu interessieren.
Nunja, aber es ist doch ein Unterschied, ob man sich nur mit Religionen beschäftigt, oder sich einer verschreibt?

Goethe schrieb:
Goethe spricht über den Unterschied zwischen einem Propheten und einem Dichter und bestätigt Muhammad - möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben!: "Er sei Prophet und nicht Poet und daher auch sein Koran als göttliches Gesetz und nicht etwa als menschliches Buch, zum Unterricht oder zum Vergnügen, anzusehen." (Noten und Abhandlungen zum West-östlichen Divan, WA I, 7, 32)
So schreibt doch mehr ein Moslem, und weniger einer der nur mit einer Religion auseinandersetzt?

Grüße fumarat
 

Rosskeule

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fumarat schrieb:
So schreibt doch mehr ein Moslem, und weniger einer der nur mit einer Religion auseinandersetzt?

Schwärmerei? Wie so vieler illuminierter Freigeister?

Pückler besuchte Goethe. Auch er ein Moslem?
pueckler.jpg

Und schrieb u.a.:
Aus Mehemed Alis Reich
http://www.gutenberg2000.de/pueckler/mehemed/mehe308b.htm
An seinem Grab (eine Pyramide im Schlosspark Branitz) ein Spruch aus dem Koran: Gräber sind die Bergspitzen einer fernen neuen Welt.

Jedoch ... Biografie und Lebenswandel dieser vielen damaligen Romantiker liesse sich nur schwer mit den Geboten des Koran überein bringen.
 

deLaval

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Ich habe mal gelesen, daß Goethe ein Bewunderer der Islamischen Religion und Kultur war, aber das war Hitler angeblich auch. Das heißt für mich nicht zwangsweise, das man dem auch angehört. Es bewundern auch ne Menge Schriftsteller das Keltentum und verwenden es in ihren Schriften, deshalb werden sie aber vermutlich trotzdem nicht zu Lugh beten.

Nebenbei, gibt es ne Quelle, die besagt, daß Goethe Illuminat war? Ich meine, wenn man nicht mal weis ob es sie gibt, wie kann man dann wissen, daß Goethe einer war?
 

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Hyperkriticus

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So viel Falsches: Da muß ich korrigieren.


1. Nur wenn jemand über eine Religion als SCHRIFTSTELLER schreibt, muß er nicht dieser Religion angehören.
Außerdem: Vor 200 Jahren wurde man in Deutschland zumindest in öffentlichen Ämtern garnichts, wenn man nicht Christ war. Daher liegt nicht wirklich nahe, daß Goethe (der übrigens auch im Grimmschen Wörterbuch, DEM Deutschen Wörterbuch schlechthin "Göthe" geschrieben wird) Moslem war. Jude war er mit Sicherheit auch nicht; Juden wurden damals nämlich in Deutschland nicht zu Freimaurern. Da Goethe in Weimar aufgenommen wurde, liegt auch nahe, daß er kein Jude war.

2. Nietzsches Eltern waren Protestanten, sein Vater sogar Pastor in Röcken. Jüdische Vorfahren gab es da nicht. Allerdings hält sich das - von Nietzsche geglaubte - Gerücht, daß einige seiner Vorfahren Polen waren.
 

Arkana

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dito... wenn goethe was war, dann wissenschaftler. ob er gläubiger christ war, sei mal dahingestellt, fragen können wir ihn schlecht.

ihr findet, er wird überschätzt? hey, goethe ist das einzig nennenswerte was die deutsche literatur hervorgebracht hat... weltliterarisch gesehen. hat natürlich auch historische gründe...

also, moslem war er nicht. anhand eines verses kann man sowas nicht festmachen. sonst könnte man auch behaupten, er sei satanist (--> faust...)
 

Arkana

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ja goethe war wissenschaftler - er hat doch diesen komischen druckmesser erfunden oder sowas in der art - sorry, weiß ich nicht genau, aber so viel hab ich grad noch mitbekommen. er hat nichts weltbeswegendes rausgefunden, hat sich aber auch mit farblehre beschäftigt soweit ich weiß.

klar ist schiller auch ein großer schriftsteller, und auch lessing und jean paul und hölderlin und kleist und die manns und rilke und kafka... aber was sind sie neben shakespeare, joyce, dante, poe, milton? ich spreche von weltliteratur, das zeug, das noch jahrhunderte später international von bedeutung ist. und das ist schiller weniger als faust, und keiner der anderen, sorry.
 

Wodan

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"Weltliteratur" sagt sicher nichts über Qualität aus.
 

Arkana

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ich hab ja auch nicht von qualität gesprochen, sondern von literarischer relevanz. und was du da aufzählst mag alles wunderbar und extrem gut sein, aber es hat eben keine relevanz. und insofern wird goethe eben nicht überschätzt, und so meinte ich diese äußerung. es liegt mir fern werke schlechtzumachen die ich nicht kenne. sorry, ich bin komparatistin, nicht mediävistin...
 

fumarat

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Hyperkritikus schrieb:
Nur wenn jemand über eine Religion als SCHRIFTSTELLER schreibt, muß er nicht dieser Religion angehören.
Außerdem: Vor 200 Jahren wurde man in Deutschland zumindest in öffentlichen Ämtern garnichts, wenn man nicht Christ war. Daher liegt nicht wirklich nahe, daß Goethe (der übrigens auch im Grimmschen Wörterbuch, DEM Deutschen Wörterbuch schlechthin "Göthe" geschrieben wird) Moslem war. Jude war er mit Sicherheit auch nicht; Juden wurden damals nämlich in Deutschland nicht zu Freimaurern. Da Goethe in Weimar aufgenommen wurde, liegt auch nahe, daß er kein Jude war.
Ich hab schon einmal gemeint, daß diese Formulierungen über pure Beschäftigung hinauszugehen scheinen. Er anerkennt Mohamed als Prophet, und glaubt an den göttlichen Ursprung des Koran aus "Mosleminen"-Pflicht. Damit erfüllt er die Grundvorraussetzungen für einen Moslem.

Die Beschäftigung mit dem Islam ging bei Goethe sehr weit. Er lernte sogar arabisch, beschäftigte sich mit Koranübersetzungen und anderen theologischen Werken. In seinen Briefen verwendete er auch immer wieder Koranverse.

Es ist im Islam übrigens auch möglich, sich nicht offiziel zu bekennen, wenn es unter den zeitlichen Umständen nicht gerade klug wäre. Das war Goethe sicherlich auch bewußt. Es ist duchaus wahrscheinlich, daß der wohl größte deutsche Dichter Moslem war. Das sollte man zumindest mal in Betracht ziehen.

Grüße fumarat
 

Rosskeule

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@Fumarat:
Die Betrachtung ist zu einseitig. Man kann es sich nicht so hinbiegen, nur weil da jemand sich intensiv mit der arabischen Welt beschäftigt, die damals fremd erschien und somit interessant.

Goethe futterte gern Schweinskopf (das kann man in seinen Rezepten wiederfinden, in seinen Briefen u.s.w.) und hatte auch seine Freude am Alkohol. Insofern würde ich sagen, ist die Beschäftigung mit Goethe via dem Fernöstlichen Diwan zu einseitig und bewusst ist das gesamte Bild Goethes hierbei nicht in Betracht gezogen worden, um eine These aufzutischen, die absurd ist.
Nur weil sich Goethe aus jeder Philosophie und Religion die duftigsten Blüten zupfte und von der Welt um ihn permanent gehuldigt wurde, konnte er leichten Schrittes andächtig an alles glauben, was er wollte, stets gut protegiert von seinem Landesherren. Das macht ihn aber nicht zum Moslem.
 

Arkana

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@truth-searcher: eine mediävistin ist eine frau die mediävistik studiert, was wiederum sowas wie mittelalterliteraturwissenschaft ist. komparatistik lässt sich dagegen leicht mit allegemeine und vergleichende literaturwissenschaft übersetzen...
 

truth-searcher

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@ Arkana

Aha, vielen Dank!

Ich stimme Dir übrigens zu, dass Goethe NICHT überschätzt wird!

Meiner Meinung nach wird er sogar von den meisten eher unterschätzt, da Ihnen der volle Umfang und die Bandbreite seiner Werke, Forschungen und Gedanken nicht bekannt ist. Er wird oft (zumindest von Literaturlaien) nur nach seinen "Bestsellern" beurteilt.

@ Rosskeule und Fumarat

Selbstverständlich ist allein die Tatsache, dass er sich mit dem Islam (und zwar mit dem Koran, nicht nur mit der arabischen Welt, weil diese so exotisch erschien!) ausgiebig beschäftigt hat kein Beweis, dass er Moslem war.

Allerdings ist das Verspeisen von Schweinefleisch und der Genuss von Alkohol wiederum noch kein Beweis, dass er kein Moslem war.
Es gibt nämlich jede Menge Moslems, die diese Gebote nicht so supereng sehen, und sich trotzdem als Moslems fühlen, das ist regional unterschiedlich. In Bosnien oder der Türkei ist das Verhalten da z.B. viel lockerer als in Saudi-Arabien, weil eben die lokale Tradition anders war.

Ein (rein theoretischer) Goethescher Deutscher Islam könnte also durchaus Schwein und Alkohol beinhaltet haben, selbst wenn es dem Wortlaut des Koran widersprechen mag.

All das kann aber nur spekulativ bleiben, da wahre Religionszugehörigkeit kein objektives, von aussen bestimmbares Kriterium ist. Selbst bei der allerumfangreichsten Indizienanalyse, bleibt das Ergebnis doch nur eine Vermutung.

Goethe hat allerdings offensichtlich den Koran nicht nur analysiert, sondern ihn auch verstanden und verinnerlicht. Und dies hat ihn nicht zu kritischen oder ablehnenden Äusserungen darüber veranlasst, sondern er hat ihn sogar in seine eigene Gedanken- und Wertewelt mitübernommen.

Es lässt sich also sagen, dass Goethe mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit dem Islam zumindest sehr wohlwollend gegenüberstand. Ob er selbst tatsächlich Moslem war, lässt sich weder bestätigen, noch ausschliessen, ist aber zumindest möglich.

Auch wenn es einigen Moslemhassern nicht passt ....

Grüsse,
truth-searcher
 

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